Am Abend des 28. August fand auf dem Bredemeyer Hof in Goldenstedt gleich eine doppelte Premiere statt. Es war die erste Autorenlesung in den Räumlichkeiten des historischen Industriedenkmals und der Autor Felix Leibrock brachte sein erst in diesem Monat herausgekommenes Buch mit. In der historischen Scheune waren Stühle für 60 Personen aufgestellt worden und keiner der Plätze blieb leer. Sogar Interessierte aus den benachbarten Landkreisen Oldenburg und Diepholz waren zugegen.
Dr. Felix Leibrock, der in der bayerischen Landeshauptstadt arbeitet und in der Kulturmetropole Weimar lebt, zeigte sich begeistert vom Flair und Charme des ihm gebotenen Ambientes der Gemeinde Goldenstedt. Und er zahlte mit gleicher Münze zurück, erwies sich vom Abholen am Bahnhof bis zur Verabschiedung nach der Lesung als interessiert, bodenständig, humorvoll und vor allem authentisch. Mit dieser natürlichen Art und aufgrund des reichhaltigen Erfahrungsschatzes, den er in einem flüssigen und lebhaften Erzählstil präsentierte, dauerte es nicht lange, bis er auch sein Publikum ganz für sich vereinnahmen konnte. Vorgestellt von Petra Schaumlöffel, Vertreterin sowohl der Von Döllen Stiftung als auch der Borromäusbücherei, bewies der promovierte Germanist, ehemalige Kulturdirektor von Weimar, Pfarrer und Seelsorger sowie Autor von 20 Büchern in 20 Jahren, dass er den Umgang mit dem geschriebenen und gesprochenen Wort schon lange praktiziert. Was den Abend jedoch besonders bemerkenswert machte, waren die einprägsamen Geschichten, die er erzählte.
Anhand seines neuen Buches „Im Sommer tanzen die Träume“, skizzierte Leibrock Trauerphasen, machte das Niederschmetternde für die Hauptfigur Selma greifbar und beschrieb ihren Weg durch die Krise der Erblindung, um sich dann von der Figur zu lösen und über Krisen als solche zu reden. Dabei verwob er mühelos psychologische Erkenntnisse, persönliche Hintergründe und vor allem bildhafte Beispiele. Beispiele in Form von Lebensgeschichten, die der jungen Frau im Buch begegnen und solchen, die der Autor zwischendurch einstreute, um seine Zuhörer einzubeziehen. Wie die Geschichte von Anthony De Mello, die nur aus zwei Sätzen besteht und die Frage mit sich bringt, wie sich wohl ein Mann verhält, der von einem Affen eine Kokosnuss auf den Kopf geworfen bekommt. Schleudert er sie wütend zurück? Macht er Jagd auf den Affen? Lamentiert er über seine Schmerzen? Das Publikum erfuhr, dass der Mann die Kokosmilch trank, das Fruchtfleisch aß und aus der Schale eine Schüssel machte. In dieser Art wusste Felix Leibrock viele Dinge zu sagen, denen an diesem Abend sehr aufmerksam gelauscht wurde. Dabei verstand er es ausgezeichnet, die Waage zu halten zwischen angemessenem Ernst und auflockerndem Humor. Dass seine Darbietung gut angekommen war, spiegelte sich auch in der Warteschlange wider, die sich im Anschluss an die Lesung am Büchertisch bildete.
Elisabeth Vatterodt, die die Schlussworte sprach, bedankte sich beim Autor und bei allen, die an Vorbereitung und Durchführung beteiligt waren. Ein besonderer Dank galt dabei Franz Beering für die Licht- und Tontechnik. Die Anwesenheit des Bürgermeisters Alfred Kuhlmann wurde von Vatterodt als Zeichen aufgefasst, dass kulturelle Veranstaltungen trotz der Pandemie im Rahmen aller erforderlichen Maßnahmen jetzt wieder ihren Platz im öffentlichen Leben haben sollen. Ebenfalls bedankte sie sich bei den anderen anwesenden Gästen, die den Mut hatten zu kommen und die Veranstaltung mitzutragen. Desweiteren möchte sich das Organisationsteam bei Frau Brockmann für den erfolgreichen Kartenvorverkauf in der Marienapotheke bedanken sowie bei Ursula Beering für die Gestaltung der Atmosphäre durch ihre kunstvollen Blumenarrangements.
Das Organisationsteam freute sich über die gut angenommene Veranstaltung, die halten konnte, was sie versprochen hatte: eine besondere Lesung an einem besonderen Ort.